Quietismus

(Lat. quies, Ruhe), eine Richtung der Spiritualität in den romanischen Ländern des 17. und 18. Jh., für die der anzustrebende Zustand der Vollkommenheit in reiner Innerlichkeit, völliger Passivität und selbstloser Liebe zu Gott bestand. Der Weg dorthin wurde in der Ausmerzung jeglicher Aktivität gesehen. Als Hauptvertreter werden M. de Molinos (1696) und Madame J.M. de Guyon (1715) genannt, als Hauptgegner J.-B. Bossuet (1704). Ähnliche Tendenzen existierten im ostkirchlichen Hesychasmus des 12.-14. Jh. und in der westlichen Beginenmystik des 13. Jh. Als Folge der quietistischen Grundauffassung ergab sich für die kirchliche Spiritualität, dass mündliches Gebet und aktive Askese mehr oder weniger abglehnt wurden. Eine ähnliche Bewegung war im evangelischen Christentum der Pietismus.
Aufgrund von Verdächtigungen und Denunziationen wurden 1687 und 1699 Thesen des Q. von Päpsten mit verschiedenen Zensuren belegt, jedoch nicht als häretisch verurteilt.

Lit.: Vorgrimler, Herbert: Neues theologisches Wörterbuch. Freiburg i.Br.: Herder, 2000.
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