Qalandar

Uthman Marwandi (* 1177; † 1274), bekannt als Lal Schahbaz Qalandar, war ein Sufi-Meister, der ursprünglich aus Marwand im heutigen Afghanistan stammte und später in Richtung Osten nach Sehwan Sharif in der heutigen pakistanischen Provinz Sindh ging. Dort wirkte er am unteren Indus am Ort eines alten Shiva-Heiligtums, wo er angeblich zunächst in einem hohlen Baumstamm außerhalb des Ortes und später auch im Prostituiertenviertel lebte.
Q.-Derwische sehen sich vor allem in seiner Tradition und betrachten ihn somit als ihren spirituellen Meister. Er trägt den Ehrennamen Lal Schahbaz, was „roter Königsfalke“ bedeutet. Sein Schrein in Sehwan Sharif ist ein wichtiger Wallfahrtsort, und das ihm gewidmete Lied Mast Qalandar wird von Qawwali-Sängern landesweit gesungen. Am Todestag des Heiligen (ʿurs, „heilige Hochzeit“) sowie an den allgemeinen islamischen Feiertagen finden sich an seinem Schrein große Pilgerscharen ein. Musik und Tanz spielen dabei eine besondere Rolle, wobei der rituelle, ekstatische Tanz von Trommelspiel begleitet wird. Am 16. Februar 2017 zündete ein Selbstmordattentäter während der Trommeltanzzeremonie im Heiligtum eine Bombe, wobei insgesamt 88 Personen getötet und mehr als 340 zum Teil schwer verletzt wurden. Zu dem Anschlag bekannte sich eine Unterformation des Islamischen Staates.

Lit.: Frembgen, Jürgen Wasim: Am Schrein des roten Sufi: fünf Tage und Nächte auf Pilgerfahrt in Pakistan. Frauenfeld: Waldgut, 2008.
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