Gronbach, Rosina Magdalena

(*12.09.1812 Orlach, Württemberg; † 21.06.1852 ebd.), genannt das Mädchen von Orlach, dessen außergewöhnlichen paranormalen Fall Justinus Kerner beschrieb.
In den Jahren 1832/33 traten bei G. paranormale Wahrnehmungen auf, sie zeigte Symptome einer Besessenheit und es ereigneten sich dramatische Spukvorgänge, u.a. auch Stall- und Feuerspuk. Im Februar 1832 erschien ihr ein weißer Geist, bei dessen Auftreten kleine Feuer im Haus ausbrachen. Dieses Phantom gab sich als die angeblich am 12. September 1412 geborene Zisterzienserin Marianne Susanne von Orlach aus, die von G. Erlösung erflehte. Im Juni desselben Jahres erschien ihr auch die dunkle, bedrohlich wirkende Gestalt eines Kapuziners. G. fiel in Trance und beantwortete in diesem Zustand Fragen, die gestellt wurden. Der Weinsberger Oberamtsarzt J. Kerner kam aufgrund seiner Beobachtungen zu dem Schluss, dass es sich bei dem Mädchen um einen Zustand des „Besessenseyns“ handle. Der Ortspfarrer war jedoch nicht dieser Ansicht. Die Eltern wie auch Magdalena galten nach dem Zeugnis der Umgebung als rechtschaffen, ordentlich und brav. Nach Auskunft der Geister stand das Wohnhaus der Familie an der Stelle eines einstigen durch Mordtaten entweihten Klosters. Daraufhin wurde das elterliche Haus abgerissen, womit auch die erscheinenden Phantome verschwanden und G. von ihrem psychischen Ausnahmezustand befreit wurde.
Am 12. Mai 1843 heiratete sie den Bauer und Fleischer Leonhard Sinzig aus Belzhag und gebar in den Jahren 1844-1847 drei Kinder, die später an Scharlach, Brechruhr und Wassersucht starben; 1849 brachte sie ein Mädchen zur Welt, das überlebte und Nachkommen hatte. G. starb an Lungenschwindsucht und wurde in Kupferzell begraben; ihr Grab ist jedoch nicht mehr erhalten.

NB: Aufgrund der mehrfachen Brandlegungen begann Magdalenas Vater, Johann Michael Gronbach, ein Tagebuch zu führen, um auf polizeiliche Nachfragen antworten zu können. Dieses Tagebuch bildete auch die Grundlage der Veröffentlichungen von Justinus Kerner. Die seit ca. 1935 vom Hof in Orlach verschwundene Originalhandschrift wurde 2009 wieder aufgefunden und der dortigen Familie Schumm zurückgegeben.

Lit.: Kerner, Justinus: Geschichte des Mädchens von Orlach, in: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Beobachtungen aus dem Gebiete kakodämonisch-magnetischer Erscheinungen, nebst Reflexionen von C.A. Eschenmayer über Besessenseyn und Zauber. Stuttgart, 1834, Ndr. 1922; Gehrts, Heino: Das Mädchen von Orlach: Erlebnisse einer Besessenen. Stuttgart, 1966; Peter, B.: Zur Geschichte der dissoziativen Identitätsstörung: Justinus Kerner und das Mädchen von Orlach, in: Peter Fiedler (Hrsg.): Trauma, Dissoziation, Persönlichkeit: Pierre Janets Beiträge zur modemen Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie. Dustri-Verlag, 2006.
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