Graphologie

Auch Grafologie, die Lehre von der Handschrift als Ausdruck des Charakters.
Bei der G. handelt es sich mithin um eine Methode der Psychodiagnostik anhand der Analyse von Merkmalen der Handschrift der zu untersuchenden Person. Bezüglich der konkreten Anwendung dieser diagnostischen Methode haben sich unterschiedliche Richtungen herausgebildet, von der geisteswissenschaftlichen bis zur naturwissenschaftlichen Analyse. Dabei vertritt die Mehrzahl der Autoren die Ansicht, dass ein Zusammenhang zwischen Merkmalen der Handschrift und Persönlichkeitsmerkmalen wissenschaftlich nicht belegbar sei, zumal die Deutung ein ganzheitliches Wahrnehmungsgefüge des Schriftbildes mit Bezug auf das Charakterbild der betreffenden Person erfordert. So wie das Schriftbild individuell ist, muss auch dessen Personbezug mit den individuellen Eigenschaften in Verbindung gebracht werden, was lediglich Annäherungwerte vermittelt.
Im deutschen Sprachraum spricht man von vier grundlegenden Schulen, jene von Robert Heiß, Ludwig Klages, Rudolf Pophal und Max Pulver.
Die moderne computergestützte Graphologie ist so angelegt, dass sie die gesamte Palette des graphologischen Erfahrungswissens in Form von Expertensystemen zusammenfasst. Ihre Aussagewerte liegen im Bereich der Korrelation von graphologischen Merkmalen und diagnostischen Charaktereigenschaften. Die letzte Verifizierung dieser Korrelationen verbleibt im Bereich der persönlichen Beurteilung des Testers und des Getesteten mit den damit verbundenen Unschärfen.
Graphologen werden für die Analyse einer Persönlichkeitsentwicklung, für eine Partnerschaftsberatung, Erziehungsberatung, Laufbahnberatung oder Personalberatung beauftragt. Dabei kann es sich jedoch immer nur um Wahrscheinlichkeitswerte handeln, wie dies übrigens bei den meisten psychologischen Tests der Fall ist.

Lit.: Pophal, Rudolf: Die Handschrift als Gehirnschrift. Rudolstadt: Greifenverlag, 1949; Heiß, Robert: Die Deutung der Handschrift. Hamburg: Claassen Verlag, 1966; Pulver, Max: Symbolik der Handschrift. München: Kindler, 1972; Klages; Ludwig: Handschrift und Charakter: gemeinverständlicher Abriss der graphologischen Technik. Bonn: Bouvier, 1982. 
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