Grabtuch von Turin

Das seit 1578 im Dom von Turin aufbewahrte Leinen, auf dem die schwache Abbildung der Vorder- und Rückseite eines auf dem Rücken liegenden Mannes zu sehen ist. Das Tuch ist 442,5 cm lang und 113 cm breit. Die Untersuchungen haben ergeben, dass es sich um ein antikes Leinentuch handelt, auf dem sich Spuren von Blut und Brandspuren, Feuchtigkeitsflecken sowie Pollen und Erdreste befinden. Die zahlreichen Spuren von Blutserum (klare Flüssigkeit aus Wasser, Eiweißstoffen und Salzen, die bei der Blutgerinnung abgesondert wird) und Bilirubin (gelblicher Gallenfarbstoff, der sich beim Abbau des roten Blutstoffes Hämoglobin bildet) lassen darauf schließen, dass das Tuch einen toten Mann umhüllte, der schwer misshandelt worden war. Zudem zeigt die Anordnung der Blutspuren, dass der Tod des Mannes durch Kreuzigung erfolgte, was sich mit den Berichten der Evangelien über das Leiden und den Tod Jesu Christi deckt.
Neben den Blutspuren, die sich beim Umhüllen des Leichnams mit dem Tuch gebildet haben, sind noch schwache gelb-bräunliche Körperumrisse zu sehen. Da unter den blutbefleckten Stellen kein Bild erkennbar ist, muss davon ausgegangen werden, dass die Aufzeichnung der Körperumrisse nach der Bildung der Blutflecken erfolgte. Zudem traten durch die verschiedenen Untersuchungen ca. 40 besondere physische und chemische Eigenschaften des Tuches ans Tageslicht, die bis heute nicht reproduziert werden konnten, geschweige denn im Mittelalter oder noch früher. Daher sind auch alle Versuche einer Nachbildung, ob nun durch Hitzeeinwirkung, Behandlung mit Pigmenten oder Eisenpulver wie auch die zahlreichen Versuche mit den verschiedensten Abdrucktechniken, bis heute gescheitert.

Das GT wurde von den Aposteln Petrus und Johannes am Ostermorgen aus dem Grab, in das der Leichnam Jesu gelegt worden war, entnommen und in Sicherheit gebracht. Von dort kam es um 70 n. Chr. nach Antiochien, wo Petrus der erste Bischof war. Dann gelangte es voraussichtlich um 540 nach Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei, und am 15. August 944, dem Fest Maria Aufnahme in den Himmel, nach Konstantinopel, wo es am 14. April 1204 bei der Eroberung der Stadt durch die Kreuzfahrer von Othon de la Roche über Athen auf das Chateau de Ray-sur-Saône in Burgund und dann zwischen 1351 und 1354 in die Kirche von Lirey gebracht wurde. Am 11. Juni 1502 kam es in die Kirche zum Heiligen Franziskus in Chambéry und am 14. September 1578 brachte es Herzog Emanuel Filibert von Savoyen nach Turin, wo es mit kleinen Unterbrechungen bis heute verblieben ist.
Die wahre Bedeutung des GT trat jedoch erst am 25. und 28. Mai 1898 zutage, als der Fotograf Secondo Pia im Auftrag des Hauses Savoyen die ersten acht Fotoaufnahmen machte und die Negativplatten das Positiv des Leichnams zeigten, was sich niemand vorstellen konnte. 1931 wurde das Grabtuch anlässlich der Ausstellung zur Hochzeit von Umberto von Savoyen von dem Berufsfotografen Giuseppe Enri erneut im Format 40 x 50 fotografiert; seine Detailaufnahme des Antlitzes ist bis heute unübertroffen, wenngleich inzwischen auch viele Farbaufnahmen germacht wurden.

Am 23. November 1973 erfolgte die erste Fernsehausstellung und am 24. November wurden für weitere Untersuchungen zwei Gewebestücke sowie 17 Fadenstücke entnommen, die bei deren Pollenuntersuchung auf Palästina als Ursprungsort verwiesen.
1983 vermachte Umberto II. von Savoyen das Grabtuch Papst Johannes Paul II., der dieses dem Erzbischof von Turin zur Aufbewahrung anvertraute.
Am 21. April 1988 schnitt Giovanni Ricci di Numana für einen sog. Carbon-Test ein 8,1 x 1,6 cm großes Stück zur Analyse aus. Diese Probe wurde zur Untersuchung durch die Institute in Arizona, Oxford und Zürichin vier Abschnitte geteilt. Die Radiodatierung erbrachte dabei ein Alter des Grabtuches von zwischen 1260 und 1390, was weltweite Reaktionen auslöste.
M. Sue Benford und Joseph Marino stellten jedoch fest, dass das von der Radiodatierung erbrachte Alter des Grabtuches von zwischen 1260 und 1390 durch die Stelle, an der man die Probe entnahm, im 16. Jahrhundert dahingehend ausgebessert wurde, dass man die Leinenfäden mit Bauwollgarn verstärkte und die Flickstellen dann färbte, sodass sie für das bloße Auge nicht sichtbar waren. Eine Revision der Daten zeigte Unterschiede von zwei Jahrhunderten in nur 4 Zentimetern Gewebe, womit die Carbondatierung im gegebenen Fall als nicht signifikant und nicht relevant zu bewerten ist.
Zwischen 20. Juni und 23. Juli 2002 wurden dann am Grabtuch größere Eingriffe vorgenommen: Die Ausbesserungen durch die Klarissen von 1534 und alle Brandränder wurden entfernt, eine Scanner-Aufnahme der Vorder- und Rückseite durchgeführt, sowie eine vollständige Foto-Dokumentation erstellt. Schließlich wurde auf der Rückseite ein neues Leinen angenäht.

Was schließlich die einzelen Merkmale des Grabtuches betrifft, so ist zwischen Körperabdruck und Körperbild zu unterscheiden.
Der Körperabdruck auf dem Turiner Grabtuch zeigt einen erwachsenen Mann von ca. 1,80 m Größe in Vorder- und Rückansicht. Es ist wie ein Fotonegativ, das mit freiem Auge erst aus einer Entfernung von 2 m voll wahrgenommen werden kann. Die Computeranalyse zeigt ein dreidimensionales Körperbild, das selbst auf der Rückseite Spuren vor allem des Antlitzes aufweist.
Zudem finden sich auf dem Leinentuch Spuren von Blut und Verbrennungen, Feuchtigkeitsflecken, Pollen und Erdreste. Die zahlreichen Spuren von Blutserum (klare Flüssigkeit aus Wasser, Eiweißstoffen und Salzen, die bei der Blutgerinnung abgesondert wird) und Bilirubin (gelblicher Gallenfarbstoff, der sich beim Abbau des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin bildet) sowie die Anordnung der Blutspuren zeigen, dass der vom Grabtuch eingehüllte Leichnam vor seinem Tod zahlreichen Misshandlungen bis zur Kreuzigung ausgesetzt war, was sich mit den Berichten der Evangelien über das Leiden und den Tod Jesu Christi deckt. Der Tod erfolgte durch Herzstillstand.
Im Einzelnen lassen sich folgende besondere physische und chemische Merkmale des Grabtuches ausmachen:
Geißelung: Der gesamte Körper des Mannes auf dem Grabtuch ist von Zeichen kleinen Umfangs (ca. 2 cm), oft als Paare und Tripletten verteilt, übersät.
Dornen-Krönung: Stirn, Schläfen und Nacken des Mannes auf dem Grabtuch sind von Rinnsalen und Blutgerinnseln bedeckt, die aus den Wunden kamen, welche durch spitze und feine Gegenstände, wie Dornen, hervorgerufen wurden.
Kreuzigung: Hände und Füße des Mannes auf dem Grabtuch zeigen Wunden, die von durch Nägel hervorgerufenen Löchern eines Mannes stammen, der gekreuzigt wurde.
Tod: Der Tod des Mannes erfolgte durch Herzstillstand, wahrscheinlich durch ein Hämoperikard, eine traumatisch bedingte Einblutung in das Perikard, den Herzbeutel (Membran, die das Herz umgibt).

Das Körperbild
Der Bildträger des Grabtuches besteht aus chemisch veränderter Zellulose, wobei nur die Oberfläche der Fasern verändert ist. Die Computeranalyse zeigte dabei ein dreidimensionales Körperbild. Ein solches gibt es nur auf dem Grabtuch von Turin und sonst nirgendwo auf der Welt.

Aufgrund dieser Eigenart und der Spuren von Münzen aus der Zeit Jesu auf den Augen des Antlitzes auf dem Grabtuch wird darauf geschlossen, dass das Körperbild durch eine elektronische Strahlung von mindestens 1016 Elektronen / cm entstanden ist, die vertikal von der Oberfläche des Körpers ausging, sich parallel ausbreitete und von der Luft absorbiert wurde.
Die „Strahlung“, welche die Färbung verursachte, wirkte nur so tief dehydrierend auf die obersten Fasern ein.
Umso überraschender ist, dass auch auf der Rückseite des Tuches, welches kein Körperbild aufweist, sondern lediglich Blut- und Serumspuren mit leichter Tönung zeigt, Strahlenanomalien feststellbar sind.
Grabtuch und der Schleier von Manoppello: In diesem Zusammenhang ist auch noch auf die Entsprechung des Antlitzes auf dem Grabtuch mit dem Antlitz auf dem Schleier von Manoppello zu verweisen, was die Historizität des Gabtuches und des Schleiers gleichermaßen untermauert.

Lit.: Resch, Andreas: Das Antlitz Christi. Innsbruck: Resch, 2006; ders.: Die wahren Weltwunder: Das Grabtuch von Turin. Der Schleier von Manoppello. Die Tilma von Guadalupe. Das Schweißtuch von Oviedo. Innsbruck: Resch, 2013.
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