Grab

Ruhestätte der Toten. Auf Gräber, die meist auf Friedhöfen oder Gräberfeldern liegen, bezieht sich auch der Totenkult von Kulturen.
G.stätten dienen der Erinnerung an Verstorbene, dem Schutz der Toten vor Dämonen, Tieren und feindseligen Menschen, der Befriedung der Toten (und damit dem Schutz der Hinterbliebenen vor unbefriedeten, gefürchteten Totengeistern) sowie Totenkulten, bei denen u.a. die Überwindung des Todes oder die Erwartung von Wunderheilungen im Vordergrund stehen.
Besonderen Stellenwert hatte das G. bei den Ägyptern, wo die Gräber von Königen und hohen Beamten aus drei wesentlichen Teilen bestehen: 1) Grabkammern, mit „Goldhaus“ umschrieben; 2) Texte aus der Totenliteratur, die ab dem Ende der 5. Dynastie an die Wände geschrieben wurden; 3) Kultraum, wo der Tote auf magische Weise am diesseitigen Leben teilnehmen konnte und mit Speis und Trank versorgt wurde. Schließlich gelten Tempel und Gräber als Abbilder mythischer Orte, so die gewundenen Gänge der Gräber im „Tal der Könige“.
Wie in Ägypten (Pyramiden) können ganz allgemein Gräber an abgelegenen Stellen angelegt und mit Symbolen, Figuren, Ornamenten ausgestattet bzw. als Bauwerke gestaltet werden. Sie können aber auch, wie in China, im oder am eigenen Haus, anderswo in der Nähe des Heiligtums (Friedhof) oder außerhalb der Gemeinschaft und Siedlungsgrenzen liegen.
Gräber von Religionsstiftern (Grabeskirche in Jerusalem), berühmten Herrschern oder Heiligen entwickeln sich häufig zu Wallfahrtsorten.

Lit.: Wiesner, Joseph: Grab und Jenseits: Untersuchung im ägäischen Raum zur Bronzezeit und frühen Eisenzeit. Berlin: Töpelmann, 1938; Arpagaus, Daniel: Grab-, Sarg-, Bau- und Votivinschriften. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2011.
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