Goethe, Johann Wolfgang

Ab 1782 von Goethe (* 28.08.1749 Frankfurt/M.; † 22.03.1832 Weimar), Dichter und Naturforscher, gilt als einer der bedeutendsten Schöpfer deutschsprachiger Dichtung.
G. entstammte einer angesehenen bürgerlichen Familie. Als 26-Jähriger wurde er an den Hof von Weimar eingeladen, wo er sich dann für den Rest seines Lebens niederließ. Er bekleidete dort administrative Ämter und leitete ein Vierteljahrhundert das Hoftheater. Diese Tätigkeit unter völliger Vernachlässigumg seiner schöpferischen Fähigkeiten löste eine persönliche Krise aus, der er sich schließlich durch die Flucht nach Italien entzog. Die zweijährige Italienreise empfand er als „Wiedergeburt“, ihr verdankte er die Vollendung bedeutender Werke (Tasso, Iphigenie, Egmont).
Der in Italien erlebte Reichtum an kulturellem Erbe stimulierte Goethes dichterische Produktion. So umfasst sein literarisches Werk Lyrik, Dramen, Epik, autobiografische, kunst- und literaturtheoretische sowie naturwissenschaftliche Schriften.

Bei seinem Suchen nach dem „Urphänomen“ folgte G. auch Wegen jenseits der akademischen Wissenschaft. Nahezu zwanghaft hielt er an Vorbedeutungen fest. So war er überzeugt, dass kleinere Unfälle Vorboten größerer seien, und bejahte die außersinnlichen Erfahrungen. Dabei sind neben dem Doppelgängererlebnis verschiedene spukhafte Erlebnisse zu nennen. Mehrfach glaubte G., Gestalten und Schemen in seiner Umgebung wahrzunehmen. Er hörte Klopflaute und Mimikry-Geräusche wie Holzhacken und Sägen. Daraus erklärt sich auch, dass in seine Werke (Wahlverwandtschaften, Faust) das Paranormale einfloss. Fragen der Mystik und insbesondere der Unsterblichkeit wurden u.a. im Gespräch mit dem Schriftsteller Johann Daniel Falk erörtert.
G. zählte sich zu jenen seltenen Menschen, mit denen die Gottheit unmittelbar verkehrte. Er hatte nämlich selbst eine „Verklärung“, d.h. eine außerkörperliche Erfahrung, erlebt und kannte daher den Zugang zur geistig göttlichen Wahrnehmung. Allerdings erschloss sich ihm diese Innenschau erst im Greisenalter, was zu dem Ausspruch führte: „Im Greisenalter werden wir Mystiker.“ Diese Mystik baute er dann in den Schluss von Faust II ein. Von hier aus wird auch die scheinbar überhebliche Aussage verständlich, die er zwei Jahre vor seinem Tod tätigte: „Ich allein bin ein Christ, wie ihn Christus haben wollte.“

W.: Goethes Werke. Kleine Festausgabe. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1938.
Lit.: Falk, Johann Daniel: Goethe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt. Ein nachgelassenes Werk. Leipzig: Brockhaus, 1832; Schattenmann, Johannes: Goethe und die Mystik. Innsbruck: Resch, 1990; Heufert, Gerhard: Goethe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt. Weimar/wtv: Weimarer Taschenbuch Verl., 2010.
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