Gerardesca von Pisa

(Ca. 1212-1269), selig, Kultbestätigung 1856 durch Pius IX.).
G. stammte aus dem adeligen Geschlecht der Grafen von Gherardesca. Schon als Kind wollte sie ins Kloster gehen, doch zogen es die Eltern vor, sie 1231 mit dem reichen Adeligen Alfiero di Bandino zu verheiraten. Da die Ehe kinderlos blieb, beschlossen beide 1234, sich zu trennen und dem Ordensleben zuzuwenden. Alfiero trat in das Kamaldulenserkloster in San Savino ein und G. ließ sich in dessen Nähe in einer Zelle als kamaldulensische Einsiedlerin nieder.
Ihr Leben war von zahlreichen Visionen, Ekstasen und Wunderbegebenheiten begleitet.
In den Visionen erschien ihr das Himmelreich wie eine italienische Landschaft. Auch soll sie so des Öfteren dem Evangelisten Johannes und Maria begegnet sein. Im Fegefeuer, so behauptete sie, könnten die Seelen manchmal Gott sehen, um danach umso mehr unter der Abwesenheit Gottes zu leiden.
Aufgrund der außerordentlichen Ereignisse, die ihr zufielen, wurde sie vom Kamaldulensergeneral exkommuniziert, von ihrem Beichtvater jedoch verteidigt und daher wieder losgesprochen.
Nach ihrem Tod bestattete man ihren Leichnam in der Klosterkirche von San Savino, doch verlor sich von ihm jede Spur. Laut Martyrologium Romanum wird ihr Fest als Selige am 29. Mai gefeiert. Die Kamaldulenser feiern sie als Heilige am 9. Juni.

Lit.: Dinzelbacher, Peter (Hg.): Wörterbuch der Mystik. Stuttgart: Kröner, 1989.
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