Geräuschwahrsagung

Bezieht sich auf Geräusche, die sich im Haus oder im Freien bemerkbar machen, ohne dass die sie bewirkende Ursache feststellbar ist. Derlei Geräusche zählten von alters her zu den wichtigsten und elementarsten Omen. Sie werden von Geräuschen ohne mantische Bedeutung unterschieden, wie plötzlich klagende Stimmen, Rollen einer Kugel, Kreischen einer Säge, das Knistern von Flammen. In diesen Bereich fallen auch das Klopfen am Fenster oder das Klingeln an der Tür, ohne dass jemand zu sehen ist.
Die Beobachtung von mantischen Geräuschen ist sehr alt. Die chaldäische Weissagekunst schrieb jedem zufälligen Geräusch prophetische Bedeutung zu. Auch bei den Römern spielten Geräusche eine Rolle, vor allem das spontane Erklingen der heiligen Schilde. Ähnliche Deutungen finden sich im Volksglauben bis heute. Hört man irgendwo, wo es nicht sein kann, Begräbnismusik, werde man an den eigenen Tod erinnert. So behaupten auch die Indianer, dass der Tod seine eigene Musik spiele.

Lit.: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 3. Berlin: de Gruyter, 1987; Bauer, Wolfgang/Zerling, Clemens: Lexikon der Orakel. München: Atmosphären, 2004.
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