Gauricus, Lucas

(* 12.03.1475 Giffoni bei Neapel, daher sein späterer Name Geophonensis; † 15.03.1558 Rom), Bischof und astrologischer Gelehrter, dessen Vorhersagen von 1512 teilweise Berühmtheit erlangten so die Aussage, dass der französische König Heinrich II. nach einem Duell an einer Augenverletzung sterben werde, was am 29. Juni 1559 tatsächlich eintraf.
G. wirkte in Padua, Bologna und Perugia. Durch seine prognostischen Kalender wurde er bald bekannt. Wie er berichtet, habe er im Jahre 1517 in Perugia das Ende des italienischen Adeligen Gian Paolo Baglioni (1520 in Rom enthauptet) vorausgesehen. Ab 1522 lebte G. in Venedig. Unter dem Pontifikat von Clemens Vll., dem er den Kalender von 1525 gewidmet hatte, erhielt er das Amt eines Apostolischen Protonotars.
Dem Kardinal Alessandro Farnese sagte er zweimal (1529 und 1532) die Papstwürde voraus. Dieser ernannte ihn 1539 als Paul III. zum Bischof von Giffoni und 1545 zum Bischof der Provinz Capitanata. Ab 1535 hielt sich G. in Rom auf. Mit dem Tod Pauls III. (1550) kehrte er nach Venedig zurück, wo er, 77-jährig, seinen Tractatus Astrologícus (Sammlung von 180 Horoskopen) verfasste. Dieser enthielt eine sachliche Unrichtigkeit, mit der G. die Venezianer gegen sich aufbrachte. Bei der Beschreibung des Stadthoroskops von Venedig hatte er behauptet, diese hätten bei der Einnahme Paduas am 17. Juli 1509 die beiden Gelehrten Petrus Trapulinus (philosophus et medicus celeberrimus) und Antonius de Capitibus Vaccae (Antonio Pellegrini) erhängt. Einer der beiden „Erhängten“ lebte allerdings noch, der andere war lange nach diesem Krieg eines natürlichen Todes gestorben. Die über den Vorwurf verärgerten Venezianer wollten G. verhaften, der sich jedoch durch Flucht entzog, zunächst einige Jahre in Bologna verbrachte und dann nach dem Ableben von Papst Julius III. nach Rom zurückkehrte.
Mit dem Tod von G. endete auch die kirchliche Förderung der Astrologie. Schon im darauffolgenden Jahr landete sein gesamtes Werk auf der Liste der verbotenen Bücher, die Papst Paul IV. herausgab. In der Bulle Coeli et Terrae creator vom 5. Januar 1586 durch Papst Sixtus V. wurde die Ausübung von Astrologie gänzlich verboten erlaubt war nur noch die sog. „natürliche“ Astrologie, z.B. astrologische Wettervorhersagen, nicht aber die Vorhersage von Ereignissen, die vom freien Willen des Menschen abhängen.

W.: Lucae Gaurici Geophonensis Episcopi Civitatensis, Tractatus Astrologicus. In quo agitur de praeteritis multorum hominum accidentibus per proprias eorum genituras ad unguem examinatis. Gaurico, Luca / 1552.

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