Brüder und Schwestern vom Freien Geist, vor allem im 14. Jh. auftretende Bewegung, die ähnliche Lehren wie die Amalrikaner vertrat, die meinten, Gott sei immer und überall in allem auf dieselbe Weise anwesend und wirksam. Mit dieser Überzeugung lösten sie sich vom kirchlichen Dogma einer einzigartigen geschichtlichen Offenbarung Gottes in Christus. Unter „Auferstehung“ und „Himmelreich“ verstanden sie nichts anderes als die befreiende Erkenntnis der Wahrheit, unter „Hölle“ den Zustand der Unwissenheit. Wer die Wahrheit erkannt habe, der ersetze Glauben und Hoffnung durch Wissen und benötige die kirchlichen Sakramente nicht mehr. Das Heil erlange der Mensch durch die Einsicht, dass Gott in ihm und allen anderen ebenso wie in Christus Gestalt angenommen habe. Mit diesen Thesen formulierten sie eine radikale Alternative zu der damals herrschenden kirchlichen Lehre.
Die pantheistische, dem Armutsideal verpflichte Mystik der F.n G. nimmt ihren Ausgang von einem Aufstieg der Seele bis zur Vergottung durch die Liebe. Wenn die Seele vollkommen frei, einfach und rein geworden ist, lebt sie im unschuldigen Zustand des Paradieses und kann, da willensgleich mit dem göttlichen Willen, nicht mehr sündigen. Sie besitzt den absoluten Frieden. Nach dem Tod kehren alle Seelen zu Gott zurück.
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