Zuordnung der Tierkreiszeichen an einzelne Länder und Städte. Dabei werden die Tierkreiszeichen als selbstständige Herrscher verstanden, die unabhängig von der Position von Sonne und Mond dauernd auf das Einflussgebiet wirken. Entstanden ist die Tierkreisgeographie im Zusammenhang mit der politischen Prognose: Um eine auffällige Himmelserscheinung richtig zu deuten, musste der Astrologe wissen, welche Gegend der Erde von dem durch die Sterne angekündigten Ereignis betroffen wird. Da sich die Schicksal anzeigenden Planeten im Tierkreis bewegen, wies man die Teile der Erde seinen zwölf Zeichen zu. Die Anfänge gehen auf Babylon zurück. Ein sehr altes System in griechischer Sprache findet sich bei Paulos Alexandrinos (um 380), das jedem Tierkreiszeichen nur ein bis zwei Länder zuweist (Bouché-Leclercq):
Widder: Persien
Stier: Babylon
Zwillinge: Kappadokien
Krebs: Armenien
Löwe: Kleinasien
Jungfrau: Hellas, Jonien
Waage: Libyen, Kyrene
Skorpion: Italien
Schütze: Sizilien, Kreta
Steinbock:Syrien
Wassermann: Ägypten
Fische: Rotes Meer, Indien
Wahrscheinlich war es Hipparchos aus Nikaia (190-120), der die Liste dem erweiterten Horizont des Hellenismus anpasste. Ptolomäus (um 100-160) teilt in seinem Buch Tetrabiblos die Erde in vier große Dreiecke und verbindet diese mit den vier himmlischen Trigona (Dreigruppen von Tierkreiszeichen).
Über die Araber gelangte die Tierkreisgeographie in das abendländische Mittelalter. Eine ausführliche Liste, auch von Städten, findet sich im Speculum astrologiae des Junctinus, das kanonische Geltung erhielt und Eingang in Grimmelshausens „Des abenteuerlichen Simplicissimi ewig-währender Calender“ von 1571 fand. Neben der Tierkreisgeographie gibt es auch eine planetarische Geographie, und auch die Planeten haben eine Stellung zum Raum.