Gregor von Nyssa

Auch Gregorius oder Gregorios (* um 335/340; † nach 394), christlicher Bischof, Heiliger, Kirchenlehrer; jüngerer Bruder des Basilius von Caesarea und Freund Gregors von Nazianz. Die drei werden als die kappadokischen Väter bezeichnet.
G. wurde 372 Bischof von Nyssa und nahm als solcher am Ersten Konzil von Konstantinopel teil, wo er das Bekenntnis von Nicäa gegen die Arianer verteidigte. Seine Gotteslehre verbindet christliches mit platonischem Denken. Er war der größte christlich-philosophische Denker seiner Zeit und zugleich einer der großen Mystiker. Seine Mystik betont nicht die Vereinigung, sondern die Verähnlichung mit Gott (homoiosis).

Nach ihm führt der Aufstieg zu Gott über drei Stufen:
1. Die Reinigung, entspricht als Grunderfahrung bei Moses dem brennenden Dornbusch (Ex 3,2).
2. Die Erleuchtung, entspricht der Führung in der Wüste durch die Feuersäule (Ex 13,21).
3. Die Einigung, entspricht dem Einswerden mit Gott in der blendenden Finsternis der dichten Wolke auf dem Berg Sinai (Ex 24,16; Dtn 4,11).
Diesen drei Stufen werden die Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie zugeordnet.

Das mystische Erleben beschreibt G. als „Gottgenießen“. Dabei verlässt die Seele in der Ekstase als geschaffenes Sein die eigenen Grenzen, um tiefer in das Wesen Gottes einzudringen, ohne jedoch an ein definitives Ende zu gelangen, da dieses erst nach dem Tod erreichbar ist.

W.: Gregorii Nysseni Opera [kurz GNO]. Hg. Werner Jaeger, et al. Berlin: Weidmann 1921-1925; Leiden: Brill, 1952ff.
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