Göldi, Anna

Auch Göldin, weibl. Form (* 24.10.1734 Sennwald, heute im Kanton St. Gallen; † 13.06.1782 Glarus/CH), eine der letzten Frauen, die in Europa der Hexerei beschuldigt und hingerichtet wurden. Es war die letzte legale Hexenhinrichtung und sorgte europaweit für Empörung.
G. war Dienstmagd und gebar nachweislich zwei Kinder, von denen das Erste kurz nach der Geburt starb. G. wurde daraufhin wegen Kindesmords verurteilt. Das zweite Kind stammte von ihrem Dienstherrn Zwicky in Mollis, kam in Strassburg zur Welt und wurde in fremde Obhut gegeben.
Später soll G. als Magd beim Glarner Arzt, Ratsherrn, Richter und Regierungsrat Johann Jakob Tschudi Stecknadeln in die Milch einer Tochter Tschudis gezaubert haben, weswegen sie der Hexerei beschuldigt und angeklagt wurde. Im Gerichtsprozess gestand G. unter Folter, sich der Kräfte des Teufels zu bedienen.
Der Evangelische Rat von Glarus verurteilte G. am 6. Juni 1782 zum Tode durch das Schwert. Das Urteil wurde am folgenden 13. Juni vollstreckt. Im Urteilstext wurden die Begriffe Hexe und Hexerei bewusst vermieden. G. wurde als Giftmörderin verurteilt.
Trotz Prozesszensur rief die Hinrichtung in der Schweiz und in Deutschland Empörung hervor, zumal der Gerichtsschreiber Johann Melchior Kubli die streng geheimen Akten herausgab. Der Journalist Heinrich Ludwig Lehmann publizierte den Fall. Aber erst 2007 konnte dies aufgrund von Lehmanns Tagebucheintragungen bewiesen werden, die Walter Hauser während seiner Recherchen zum Justizmord an Anna Göldi ans Licht brachte.
Die letzten bekannten Hinrichtungen aufgrund von Hexerei in Europa fanden 1793 in Posen (damals in Preußen) statt.

Lit.: Gijswijt-Hofstra, Marijke/Levack, Brian/Porter, Roy: Witchcraft and Magic in Europe: The Eighteenth and Nineteenth Centuries (= The Athlone History of Witchcraft and Magic in Europe; 5). London: Athlone Press, 1999; Hauser, Walter: Der Justizmord an Anna Göldi: neue Recherchen zum letzten Hexenprozess in Europa. Zürich: Limmat, 2007 (erw. Neuausg. unter dem Titel: Anna Göldi – Hinrichtung und Rehabilitierung. Mit einem Beitrag von Kathrin Utz Tremp. Zürich: Limmat, 2013.
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