Glocke

Kelchförmiges, halbkugelförmiges oder zylindrisches Gefäß aus gegossenem Metall, geschmiedetem Metallblech, Holz oder einem anderen Material, das zu den Aufschlagidiophonen mit bestimmter Tonhöhe gehört.
Die Kunst des Glockengießens war in China schon im 2. vorchristlichen Jahrtausend bekannt und kam erst im 6./7. Jh. n. Chr. nach Europa. Im Westen bringt die Tradition die Einführung der G. mit den beiden Bischöfen Severus von Neapel (363-409) und Paulinus von Nola (um 355-431) sowie mit dem Kirchenlehrer Hieronymus (um 347 bis 419/20) in Zusammenhang. Paulinus wurde sogar zum Patron der Glöckner. Bedeutung erlangten die „sacri bronzi“ (heilige Bronzen) jedoch erst unter den Päpsten Gregor I. d. Gr. (590-604) und Stephan IV. (768-772). Um 1000 ging man dann dazu über, auch im weltlichen Bereich G.n einzusetzen.
Das deutsche Wort „Glocke“ stammt von lat. „clocca“, das auch den freistehenden Rundtürmen irischer Klöster den Namen gab: „cloictech“, Glockenturm.
Im liturgischen Dienst haben Glocken oft Namen, die sich von ihrer Funktion herleiten: Betglocke, die zum Gebet einleitet, z. B. Angelus; Wandelglocke, meist dreimal zur Wandlung; Totenglocke, beim Tod eines Gemeindemitglieds; Sturmglocke, bei Gewitter; Schandglocke (Armesünderglocke) zur Hinrichtung.
Glocken für den liturgischen Dienst werden geweiht und viermal mit dem hl. Öl bezeichnet, weil sie in die vier Himmelsrichtungen rufen sollen. Neben ihrem Funktionsnamen tragen sie häufig noch den Namens eines oder mehrerer Heiliger. Ihr Name, ihr Stifter, das Entstehungsdatum und der Glockengießer sind zumeist reliefartig in die Glocke eingegossen.
Im Christentum sind G. Symbole der Verkündigung des Evangeliums. Das Angelusläuten katholischer Kirchen (seit dem 14. Jh.) soll an den Lebens- und Leidensweg Jesu erinnern: abends Menschwerdung, mittags Tod; morgens Auferstehung. Sinn der G.: vivos voco (rufe die Lebenden), mortuos plango (beweine die Toten), fulgura frango (breche die Bitze).
In asiatischen Religionen soll der Klang der G. die Götter herbeirufen bzw. besänftigen oder die Dämonen vertreiben: Die G. ist Symbol der Verbindung zwischen Himmel und Erde. Im Buddhismus ist sie sinnbildlicher Hinweis für den phänomenalen Aspekt der Welt; darüber hinaus soll sie die Botschaft Buddhas verbreiten.

Lit.: Lurker, Manfred: Wörterbuch der Symbolik. Stuttgart: Kröner, 1991; Becker-Huberti, Manfred: Lexikon der Bräuche und Feste. Freiburg i.Br.: Herder 2000.
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