Gerloff, Hans

Dr. phil. (* 31.05.1887 Berlin; † 22.09.1967). G. studierte zunächst Philologie, Germanistik und Philosophie und war dann als Studienprofessor in Berlin und zwischendurch als Lektor für Germanistik an der schwedischen Universität Lund tätig. Von 1912 bis 1939 war er auch Organisator für den kulturellen Austausch mit den skandinavischen Ländern. Nachdem ihm von den NS-Behörden 1939 jegliche Arbeit auf seinem Gebiet verboten wurde, wandte sich G. dem Studium der medizinischen Psychologie, der Psychiatrie und der wissenschaftlichen Grenzgebiete an den Universitäten Wien, München, Jena und Berlin zu.
Als Wissenschaftler sah G. in dem primitiven Materialismus bald eine große Gefahr für die Menschheit und so gründete er 1949 nach seiner Übersiedlung nach Bayern zusammen mit Dr. Rudolf Tischner, Prof. Dr. Alois Wenzl und anderen sowie mit einem wissenschaftlichen Rat der Universität München die „Deutsche Gesellschaft für Parapsychologie“.
Ein ganz persönliches Anliegen von G. war es dabei, zwischen den beiden äußersten Flügeln der parapsychologischen Front, nämlich dem Spiritismus und dem Animismus vermittelnd zu wirken. Sein besonderes Arbeitsfeld lag auf dem Gebiet der Materialisationen und des physikalischen Mediumismus. So experimentierte er 35 Jahre hindurch mit 18 bedeutenden Medien in acht Ländern und konnte dabei über 95 Phantome studieren.
Vom 7. bis 12. Juni 1966 veranstaltete G. auf eigene Kosten in Konstanz am Bodensee eine Tagung, auf der Vortragende aus Österreich, Brasilien, Dänemark, England, Finnland, Deutschland und der Schweiz über ihre Arbeitsgebiete bericheteten.
Um 1950 gab es noch eine Reihe tätiger Materialisationsmedien, wie Einer Nielsen in Kopenhagen, doch wurde die parapsychologische Szene zunehmend von Professoren in universitären Ämtern wie Joseph Banks Rhine (1895-1980, Biologe) in den USA und Hans Bender (1907-1991, Psychologe) in Deutschland geprägt. Bei beiden klopfte G. vergeblich an. Prof. Bender sagte mir (A. Resch) im Herbst 1961 bei einem Besuch in seinem Institut in Freiburg in einem Gespräch zu diesem Thema: „Ich stimme mit Ihnen darin völlig überein, dass die physikalischen Phänomene für die Parapsychologie äußerst wichtig sind. Aber man muss es doch nicht gleich wie dieser Dr. Gerloff machen und zu Einer Nielsen fahren, um dort mit seiner eigenen Großmutter zu frühstücken.“
Die Möglichkeit, bei Einer Nielsen unter Umständen verstorbenen Verwandten gegenübertreten zu müssen, scheute Prof. Bender offensichtlich. Daher hat er sich auch nie mit Materialisationsphänomenen befasst, obwohl ihm das möglich gewesen wäre. So blieb G. ein einsamer Rufer, der als Privatmann Mühe und Geld für die Untersuchung eines sehr wichtigen Gebietes der Parapsychologie aufwandte. Doch er blieb ohne jeden Widerhall. Heute spricht kaum noch jemand von ihm. Die Materialisationsmedien sind inzwischen angeblich ausgestorben. Jeder kann behaupten, dass alle diese Medien Schwindler gewesen seien und nur mit Tricks gearbeitet hätten.
Von seinem schriftlichen Werk, das außer 60 Artikeln und kleineren Arbeiten über Parapsychologie zehn Bücher, davon acht über das Fachgebiet Materialisation, umfasst, seien hier nur die bekanntesten genannt:

W. (Auswahl): Die Phantome von Kopenhagen (1954); Das Medium Carlos Mirabelli (1960); The Crisis in Parapsychology, Stagnation or Progress? (1965).
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