(Sanskr., „Klang“), im Hinduismus (besonders im Tantrismus) ein kosmischer Klang. Man stellt sich Brahman als Klang vor, der allen Phänomenen zugrunde liegt. N. wird in zwei Formen unterteilt: anāhata und āhata.
Anāhata, „das Unangeschlagene“, bezeichnet den vibrierenden Urklang der Schöpfung, der keine Reibung benötigt, um erzeugt zu werden. Er wird auch prānava oder Om (A-U-M) genannt und ist ein Klang, der nur mit unseren subtilen spirituellen Sinnen wahrnehmbar ist.
Āhata, „das Geschlagene“, wiederum ist ein Klang, der durch das „Anschlagen“ von Luftmolekülen zustande kommt, z.B. beim Zupfen einer Saite, beim Singen, beim Rascheln von Blättern usw. Dieser Klang ist mit den gewöhnlichen Sinnen wahrnehmbar.
Śabda, der Klang, gilt als das subtilste der panca tanmātras bzw. der fünf subtilen Elemente, zu denen auch Geruch, Geschmack, Sehkraft und Berührung gehören – er kann aber auch das stärkste sein. Das Gehör ist der erste Sinn, der sich in der Gebärmutter entwickelt, und der letzte, der den Menschen in seiner physischen Erfahrung verlässt.
Patanjali erklärt im Yoga-Sutra I:32, dass der Geist Hindernisse, welche die Meditationspraxis behindern können, umgehen kann, indem er sich voll und ganz auf ein einziges Objekt – in diesem Fall auf den Klang – konzentriert.
Die Meditation (dhyāna) geht samādhi voraus, also jenem Zustand, in dem wir versunken sind und „eins werden mit dem Objekt des Wissens“, das uns ewige Glückseligkeit bringt. Die alten ṛṣis (Seher) waren sich dessen bewusst und haben ihre Hörfähigkeit mit solcher Intensität verfeinert, dass sie die heiligen Lehren und Offenbarungen, die sog. Veden, „hörten“. Dies wird auch śruti, das Gehörte, genannt. Um unsere Hörfähigkeit auf das höchste Wissen von anāhata abzustimmen, können wir damit beginnen, achtsames Zuhören von āhata nāda zu üben. Das sind Geräusche in unserer Umgebung, Klänge der Natur, unsere Stimme, der Atem, heilige Musik, Klangschalen usw. Während āhata für Menschen mit körperlichen Höreinschränkungen nicht zugänglich ist, kann anāhata für alle Menschen erfahrbar sein.
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