Sthenie und Asthenie als globales Heilsystem. Der schottische Arzt John Brown (1735-1788) veröffentlichte 1780 sein Werk Elementa Medicinae, in dem er ein bestechend einfaches Heilkonzept vorstellte, das sehr bald als B. alle Bereiche der Medizin durchdringen sollte. Seine Grundsätze entwarf Brown ohne Rücksichtnahme auf physiologische oder biochemische Einzelheiten. Nach ihm wohnt dem menschlichen Organismus eine Lebenskraft inne, nämlich die Erregbarkeit, die den ganzen Körper umfasse. Alle Krankheiten seien Folgen eines Missverhältnisses von Reizstärke und Erregbarkeit des Organismus und lassen sich daher in zwei Gruppen einteilen: in die sog. „sthenischen“ Krankheiten, die durch zu starke Erregung entstehen (z. B. Phrenitis oder Hirnentzündung, Rheumatismus) und die „asthenischen“ Krankheiten, die durch zu schwache Erregung (z. B. Rachitis, Skorbut) entstehen. Die Therapie richtete sich nach dem traditionellen Grundsatz des gegenläufigen Eingreifens (contraria contrariis) der biologischen Gegensteuerung und Korrektur: Reizentzug bei Sthenikern, Reizzufuhr bei Asthenikern. Vor allem bei der Behandlung von Neurasthenie spielte der B. eine große Rolle.
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