(*1607 Rouen; † 21.08.1647 ebd.), französische Nonne und Hauptfigur einer Besessenheitsepidemie im Kloster von Louviers (Normandie).
In einer von ihr diktierten und 1652 posthum veröffentlichten Autobiografie, Histoire de Magdelaine de Bavent, beschreibt sie die vorgetäuschten Besessenheitsphänomene im Kloster von Louviers. Nach ihren Ausführungen trat sie mit etwa 16 Jahren in das Kloster ein in der Absicht, dem Herrn in aller Aufrichtigkeit zu dienen. Die geistliche Führung hatten jedoch Priester inne, die offensichtlich Anhänger der gnostischen Sekte der > Adamiten und deren späteren Nachfahren, der böhmischen > Taboriten, waren, welche den Gottesdienst nackt feierten. Ihr erster Spiritual, Pierre David, vertrat dabei die Ansicht, dass man die Sünde durch die Sünde töten müsse, um zur Unschuld von Adam und Eva zurückzukehren, die vor ihrem Fall keine Scham gekannt hatten. Als ganz tugendhaft galten jene, die völlig nackt im Chor und im Garten erschienen. Sie wurden daran gewöhnt, sich zu betasten und jede Art unnatürlicher Sünden, wie sie das Heidentum gekannt hatte, zu üben.
Als David 1628 starb, nahm Mathurin Picard die Ombudsstelle über das Kloster ein, der Davids Vorstellungen teilte und das Zelebrieren der Sexualität zum zentralen Thema der Nonne in ihrer Hingabe an Gott machte. B. wurde als die Schönste unter den Nonnen zur Königin dieses unorthodoxen Hexenzirkels auserkoren und „Astarot“ genannt. Die Zeremonien erreichten ihren Höhepunkt, wenn B. nackt auf den Altar gelegt wurde und Picard dann eine Messe auf ihrem Leib las, ehe er sich mit ihr – wie sie selbst sagte – gegen ihren Willen vereinigte.
Nach dem Tod Picards 1642 nahm Thomas Boullé seinen Platz ein und baute die Aktivitäten des Hexenzirkels in ähnlicher Weise weiter aus. Als die Vorgänge noch im selben Jahr bekannt wurden, gaben 14 Nonnen bei den Verhören an, unter Besessenheitssymptomen zu leiden, um der Bestrafung zu entgehen. B., die als Anführerin galt, gestand, eine Hexe zu sein, und wurde zu lebenslanger Kerkerhaft in einem Kloster verurteilt, wo sie 1647 starb. Boullé wurde zum Tod verurteilt und am 21. August 1647 bei lebendigem Leib verbrannt.
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