Schreiben von Buchstaben oder Texten ohne bewusste Steuerung des Schreibvorganges. Ein solches Schreiben kann unter Verwendung eines Schreibwerkzeugs per Hand, Fuß oder Mund, bei vollem Bewusstsein oder in Zuständen des veränderten Bewusstseins wie Somnambulismus, Hypnose, Trance, Luzidität oder Wachträumen durch einen motorischen Automatismus und einen völlig selbstständig agierenden inneren Impuls erfolgen. Die erzeugte Schrift kann so klein sein, dass sie nur mit einer Lupe zu entziffern ist, sie kann aber auch eine ausschweifende Größe haben, nur von oben nach unten oder von unten nach oben lesbar sein, als Spiegelschrift oder Anagramm erscheinen. Zudem kann sie Wortvertauschungen wie auch nur die Stimmigkeit jedes zweiten Wortes aufweisen. Als physische Begleiterscheinung kann Anästhesie der Hand auftreten. Das Schriftbild kann mit dem des schreibenden Mediums übereinstimmen, sich davon aber auch gänzlich unterscheiden, und zwar insgesamt oder nur in Teilstücken. Hier lassen sich drei Fälle ausmachen: 1) die Schrift ist nicht zu identifizieren, 2) die Schrift gleicht der einer lebenden Person oder 3) die Schrift gleicht der einer verstorbenen Person. Der automatisch geschriebene Text kann aus verschiedenen Schriftformen bestehen, als ob jeweils ein Wechsel der dahinterstehenden Person stattfinde. Bemerkenswert ist ferner das Schreibtempo. So schrieb Geraldine Dorothy > Cummins (1890-1969) 2000 Wörter in der Stunde. Sie war der Meinung, dass insgesamt 15 von ihren 22 Büchern automatisch geschrieben wurden.
Für die Paranormologie wird die A. S. besonders dann zum Gegenstand, wenn die Inhalte Erfahrungen mitteilen, die über die Kenntnisse der schreibenden Person hinausgehen. Diese Inhalte werden entweder als Leistung des Unbewussten oder einer extraindividuellen Instanz beurteilt. Bei der extraindividuellen Instanz wird zwischen spiritistischer Hypothese und „automatischer Telepathie“ unterschieden. Nach der spiritistischen Hypothese kommen Schreibimpuls und Inhalt von einer verstorbenen Person oder von einer anderen jenseitigen Wesenheit. So wird als frühester Fall einer A. S. der Brief des Propheten Elija an König Joram (2 Chronik 21,12-15) genannt, doch reichen dafür die Angaben nicht aus. Belegt sind aus der Antike hingegen Fälle von > Automatischem Buchstabieren. Aus jüngerer Zeit wird von A. S. bei > Theresa von Avila, Mme. de la > Mothe-Guyon und der Stiftsdame Marie-Luise de Vallière aus Lyon (Amadou, 152) berichtet. Die Zeit der großen Schreibmedien setzte jedoch erst in der 2. Hälfte des 19. Jhs. ein und dauerte bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jhs. Als Höhepunkt werden die Leistungen von Leonore E.S. > Piper, die in Trance schrieb, und die > Kreuzkorrespondenzen genannt.
Über A. S. bei Analphabeten berichtet Charles > Richet, der sie in Zusammenhang mit der > Xenoglossie bringt (Richet, S. 167f.). > Automatische Literatur, > Automatisches Malen und Zeichnen.
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