Andreas Resch: Simon de Rojas

SIMON DE ROJAS
(1552-1624)

PROFESSPRIESTER
DES ORDENS DER
ALLERHLGST. DREIFALTIGKEIT
(TRINITARIER)

Heilig: 3. Juli 1988
Fest: 28. September

SIMON DE ROJAS wurde am 28. Oktober 1552 in Valladolid, Spanien, geboren. Seine Eltern waren Gregor Ruiz de Navamuel und Konstanze de Rojas, die außer Simon noch zwei weitere Söhne und eine Tochter hatten. Es scheint, dass Simon von klein auf eher introvertiert und für ein Studium wenig geeignet war. Zudem hatte er einen Sprachfehler, weshalb ihn die Geschwister hänselten. In einem Punkt aber übertraf er alle anderen: im Gehorsam den Eltern gegenüber und in seiner ausgeprägten marianischen Frömmigkeit, die sich als eine der charakteristischsten Züge seines Lebens erweisen sollte. Schon als Kind fühlte sich Simon zum Ordensleben hingezogen. Gerade einmal 13 Jahre alt, bat er – mit Erfolg – um Aufnahme in den Konvent des Ordens der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Valladolid.

Der Orden der Allerheiligsten Dreifaltigkeit (Trinitarier) war im Kampf gegen das Übel der Sklaverei entstanden. Als Initiator und Gründer fungierte Johannes von Matha, Doktor der Universität von Paris, der über das Los der vielen christlichen Sklaven zutiefst besorgt war. 1193 legte er in Cerfroid, Frankreich, den Grundstein für das neue Institut. Am 17. Dezember 1198 gewährte Innozenz III. die päpstliche Approbation. Johannes von Matha nannte sein Institut „von der Dreifaltigkeit“, weil der eine und dreifaltige Gott die Liebe ist und wo Liebe ist, ist Freiheit.

Nach drei Jahren Ausbildung begann de Rojas 1568 das Noviziat. Da die damalige kirchliche Gesetzgebung vorsah, dass die Ordensprofess nicht vor dem vollendeten 20. Lebensjahr abzulegen war, befand sich Frater Simon praktisch vier Jahre im Noviziat. In dieser Zeit des Studiums und der Praxis der Spiritualität und des Charismas des Ordens weihte er sich ganz dem Herrn. Damals machte er es sich auch zur Gewohnheit, immer wieder sein bevorzugtes Stoßgebet zu wiederholen: „Wenn ich ganz Dein bin, o Herr, habe ich nichts mehr zu fürchten.“ Nach Erreichen des geforderten Alters legte er dann am 28. Oktober 1572, am Fest der hll. Apostel Simon und Judas, die Ordensprofess ab.

Nach der Profess wurde de Rojas zum Studium der Philosophie und Theologie an die berühmte Universität von Salamanca geschickt. Vorher ersuchte er die Oberen allerdings, noch einige Tage in dem von den Trinitariern betreuten Heiligtum der Mutter der Tugenden bei Salamanca verbringen zu dürfen. Seiner Bitte wurde entsprochen. Bei seiner Abreise nahmen die Mitbrüder mit Verwunderung zur Kenntnis, dass Simon eine korrekte Aussprache hatte. Er studierte in der Folge von 1573 bis 1580 an der Universität von Salamanca. Noch während des Theologiestudiums wurde er 1577 – Monat bzw. Tag sind nicht bekannt – zum Priester geweiht. 1580 beendete er sein Studium, während er gleichzeitig mit großem Eifer als Kaplan bei den Trinitarierinnen von Villoruela bei Salamanca wirkte, von wo aus er seine seelsorgliche Tätigkeit auch auf andere Orte der Region ausdehnte.

1581 wurde de Rojas zunächst als Professor für Philosophie und dann für Theologie in den Konvent von Toledo versetzt. Unter seinen Schülern befand sich auch P. Johannes Rico, der spätere Reformer des Ordens, der 1975 heiliggesprochen wurde.

Wegen seines Rufes, umsichtig zu sein, und weil er von den Mitbrüdern verehrt wurde, wirkte er schließlich in verschiedenen Kommunitäten als Oberer. In der Tat hatte er dieses Amt trotz seiner Abneigung von 1589 an nahezu ohne Unterbrechung bis zu seinem Lebensende inne, und zwar in: Cuellar (Segovia), Talavera de la Reina (Toledo), Cuenca, Ciudad Rodrigo (Salamanca), Medina del Campo, Madrid, Valladolid und dann von neuem in Madrid. Darüber hinaus war er dreimal apostolischer Visitator und schließlich Provinzialminister der Provinz von Kastilien. Dabei erwies er sich als ein echter Förderer des religiösen Lebens. Seine psychologische Sensibilität, die natürliche Veranlagung zum Dialog, die Liebe zu den Ordensleuten und die Wertschätzung der Heiligkeit des Lebens, gepaart mit sprichwörtlicher Klugheit, waren die wahren Pfeiler, auf die sich seine Autorität stützte.

Obwohl er, wie erwähnt, sehr viele Kommunitäten zu leiten hatte, widmete sich de Rojas neben der Arbeit für den Konvent auch dem Beichthören und dem Predigen; er besuchte die Kranken und kümmerte sich persönlich um die Pflege der Armen. Besonderes Geschick bewies er darin, die Ordensleute und Laien, mit denen er in Verbindung stand, für diese Dienste zu interessieren. Seine Predigten handelten häufig von der Seligsten Jungfrau, der Passion des Herrn und „er konnte nicht umhin, ständig von der Liebe Gottes zu sprechen“. Einmal bekannte er demütig, dass er das, was er sagte und lehrte, aus dem Gebet schöpfte.

Als P. de Rojas Oberer im Konvent von Valladolid war, ersuchte König Philipp III., der ihn gut kannte, den Provinzial, ihn nach Madrid zu versetzen, wo ihn auch seine Gemahlin, Margarete von Österreich, als Berater und Seelenführer sehr schätzte. Man kann sagen, dass die mehr als 20 Jahre, die er in der Hauptstadt verbrachte, die Jahre seiner größten Schaffenskraft waren. Enormen Einsatz zeigte er für die Bedürftigen, ohne das eigentliche Anliegen des Ordens, den Loskauf der christlichen Sklaven, aus den Augen zu verlieren. Zu diesem Zweck organisierte er Kollekten, wobei er die Arbeit der Helfer aus nächster Nähe verfolgte, sie ermutigte und ständig für die Sklaven und ihre Befreier beten ließ. Die bemerkenswerteste Tat von de Rojas war schließlich die Gründung der Kongregation der Diener des süßesten Namens Maria. Da er als Hauslehrer der spanischen Infanten und als Beichtvater der Königin leichten Zugang zum königlichen Palast hatte, verwandte er seinen Einfluss bei Hofe ausschließlich darauf, die päpstliche Anerkennung der Kongregation voranzutreiben, welche laikalen Charakter hatte, wenngleich sich auch viele Priester einschrieben. Selbst Philipp IV. und sämtliche Mitglieder seiner Familie sowie viele Adelige und Mächtige traten ihr bei, die sich nicht schämten, ihre Namen neben denen einfacher Bürger geschrieben zu sehen und gemeinsam mit diesen den Ärmsten zu dienen. Gestützt durch so viele Menschen erlebte die Kongregation nicht nur in Spanien eine sehr rasche Entwicklung, sondern auch in den Niederlanden, in Italien, Polen, Österreich und in einigen Regionen Südamerikas. In Madrid ist sie heute noch tätig, wo sie tagtäglich an etwa hundert Bedürftige Mahlzeiten verteilt und ihnen auch sonst Hilfe zukommen lässt. Die Gemeinschaft wurde von verschiedenen Päpsten gesegnet und ermuntert, so von Gregor XIV., Urban VII., Innozenz XI. und Alexander VIII.

Zweimal wurde das Bischofsamt an de Rojas herangetragen, zunächst für Jaén, dann für Valladolid, doch gelang es ihm in beiden Fällen, das Ansinnen abzuwehren.

Schon zu Lebzeiten wegen seiner Tugenden und seines Rufes, Wunder zu wirken, wie ein Heiliger geschätzt und verehrt, zeichnete sich de Rojas auch wegen einiger Besonderheiten seiner Spiritualität aus: durch seinen ausgiebigen Sinn für Gebet und Kontemplation, seine brennende Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria, den Geist der Buße und die tätige Liebe gegenüber den Armen, Kranken und Gefangenen. Aufgrund seines Ansehens und des Rufes, den er genoss, wirkte er zudem sehr versöhnend, sodass man ihm den Beinamen „Friedensstifter“ gab.

Das Bild, das aus diesem Zeugnis heraus entsteht, ist geradezu plastisch: im Hintergrund ein in tiefes Gebet versunkener Mann, übte er sich an vorderster Front – getragen von seiner Vertrautheit mit dem liebenden Gott – in tausenderlei karitativen und apostolischen Tätigkeiten, die er getreu dem Charisma seines Ordens als mitfühlende Befreier auf die Menschen übertrug. Er wusste nämlich aus Erfahrung, dass das Apostolat die Frucht der Verbindung mit Gott ist, wie Zeugen berichten: „Für gewöhnlich verharrte er jede Nacht nach der Matutin noch zwei, drei Stunden – zuweilen auch mehr – im Gebet. Und während des Tages verbrachte er jede freie Minute im Gebet, sei es in der Kirche, auf dem Chor oder in seiner Zelle. Diejenigen, die ihn besuchen kamen, trafen ihn stets beim Beten an.“
So schreibt de Rojas selbst in „La oración y sus grandezas“ (Das Gebet und seine Größen): „Die Arbeitenden sollten, wenn auch nur für kurze Zeit, mit Gott Zwiesprache halten – vor allem, um ihren Seelen etwas Ruhe zu verschaffen, denn die äußeren Tätigkeiten für sich genommen nehmen einen in Anspruch und wirken störend. Doch darf auch der Betrachtende nicht gänzlich auf die Werke und die heiligen Aktivitäten vergessen. Es gibt welche, deretwegen man aus seiner ruhigen Sammlung aussteigen kann, ja muss, um sie auszuüben.“

Daher bewahrte er auch beim Arbeiten und Reisen, bei seiner apostolischen Tätigkeit oder bei anderen Aufgaben stets die Einheit mit Gott und pflegte eine innere Verehrung der Muttergottes. Er verfasste auch einige spirituelle Werke, darunter: Instrucciones espirituales y políticas para una reina und La Oración y sus Grandezas.

Bei seinem Tod am 28. September 1624 nahmen die Trauerbezeugungen den Charakter einer Heiligsprechung an. 12 Tage lang priesen die besten Redner Madrids seine Tugenden und der päpstliche Nuntius ordnete einige Tage nach seinem Ableben an, im Hinblick auf seine Verherrlichung kirchlicherseits mit den Verfahren zu beginnen.

De Rojas wurde in der Kapelle Unserer Lieben Frau vom Guten Rat in der Madrider Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit beigesetzt.

Clemens XIII. sprach ihn am 19. Mai 1766 selig und am 3. Juli 1988 wurde Simon de Rojas von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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