Andreas Resch: Maria Christina Brando, Adelheid

MARIA CHRISTINA BRANDO
(Adelheid)
(1856-1906)

GRÜNDERIN DER KONGREGATION DER
SÜHNESCHWESTERN VON JESUS IM ALTARSAKRAMENT

Selig: 27. April 2003
Heilig: 17. Mai 2015
Fest: 20. Januar

MARIA CHRISTINA BRANDO wurde am 1. Mai 1856 als Tochter des begüterten Ehepaares Giovanni Giuseppe und Maria Concetta Marrazzo in Neapel geboren und am folgenden Tag auf den Namen Adelheid Raphaela Maria Luise Franziska Geltrude getauft. Der Vater hatte drei Frauen, wovon ihm die erste zwei Söhne, die zweite zwei Töchter schenkte – nämlich Schwester Maria Pia, die Gründerin des Frommen Instituts vom Heiligen Herzen Jesu in Mugnano di Napoli, und eben Adelheid. Von der dritten Frau hatte er drei Söhne.

Adelheids Mutter starb fünf Tage nach der Geburt. Von NMatur aus sanftmütig und einfügsam, wurde dem Mädchen in der Familie eine fruchtbare und solide religiöse Erziehung zuteil. Mit Erreichen des Vernunftalters erhielt Adelheid das Sakrament der Firmung – Firmpatin war eine junge Frau, die im Haus als Arbeitslehrerin und Erzieherin ein und aus ging. Im Religionsunterricht sagte Adelheid immer wieder: „Ich muss mich heiligen, ich will heilig werden.“ Bereits im Alter von sieben Jahren verspürte sie die Berufung zum Ordensstand. Am 12. Dezember 1864 ging sie zur Erstkommunion. Fasziniert von den Dingen Gottes, liebte sie die Einsamkeit, ging häufig zur Beichte und täglich zur hl. Kommunion. Mit 12 Jahren legte sie am 25. Dezember 1868 vor dem Bild des Jesuskindes das Gelübde immerwährender Keuschheit ab, da sie die Berufung zur Gründung eines Werkes verspürte mit dem Zweck, die Schmähungen, die Jesus von den Menschen zugefügt werden, zu sühnen. Als sie jedoch den Wunsch äußerte, bei den Sakramentinerinnen in Neapel einzutreten, stellte sich ihr Vater entschieden dagegen. Sie erhielt allerdings die Erlaubnis zur Aufnahme als Kandidatin bei den Klarissen des Monastero delle Fiorentine. Krankheitshalber war sie jedoch zweimal zur Rückkehr nach Hause gezwungen, um sich zu erholen. Nach ihrer Genesung durfte sie am 11. April 1885 endlich bei den Sakramentinerinnen, den Schwestern von der Ewigen Anbetung, eintreten. Nach Beendigung des Probejahres nahm sie am 4. Mai 1876 unter dem Namen Sr. Maria Christina von der Unbefleckten Empfängnis das Ordenskleid. Erneut wurde sie sehr schwer krank, weshalb sie der Vater nach Hause holte.

An diesem Punkt wurde Brando klar, dass der Moment gekommen war, ein Institut zu gründen, zu dem sie sich schon lange berufen fühlte. Mit Zustimmung des Vaters zog sie sich zurück und mietete sich im Juli 1878 im Konservatorium der Theresianerinnen von Torre del Greco ein. Sie brachte zwei Gefährtinnen mit, um ein Leben der Sühne für die Schmähungen Gottes durch die Sünder zu führen. Als sie wiederum schwer erkrankte und den Tod vor Augen hatte, vertraute sie die beiden jungen Frauen einer Nonne des Konservatoriums an. Während ihrer Krankheit lieferte Brando den Beweis außerordentlicher Tugenden. Sie versammelte weitere junge Frauen um sich, auch einige Mieterinnen des Konservatoriums wurden ihre Schülerinnen. Ende 1879 kehrte sie in ihr Elternhaus zurück, wo sie vom Vater zusammen mit ihren Gefährtinnen aufgenommen wurde.

Am 12. Januar 1880 übersiedelte die kleine Gruppe in eine Wohnung des Palazzo Finelli, wo es am folgenden 27. Mai möglich wurde, in der zum Hof hin gelegenen Kapelle das Allerheiligste Altarsakrament auszusetzen. Die Gemeinschaft konnte so mit der ewigen Anbetung beginnen, und die Zahl der Gefährtinnen nahm stetig zu.

Im Mai 1881 zog die inzwischen neun Mitglieder zählende Gemeinschaft in eine Wohnung, zu der auch ein halböffentliches Oratorium gehörte, wo von 1881 bis zum Mai 1884 die Konsolidierungsarbeit fortgesetzt wurde. 1884 ließ sich die Gruppe auf den Rat des Dieners Gottes Michelangelo da Marigliano und des hl. Ludwig von Casoria in der Kleinstadt Casoria unweit Neapel nieder, wo sie jedoch auf einigen Widerstand stieß, weil die Pächterin des Hauses die Übergabe desselben verweigerte. Es war schließlich der Kanonikus Domenico Maglione, der, in der Sorge um das Haus, eine ihm gehörende Wohnung im Palast zur Verfügung stellte, in welche die Gemeinschaft am 22. November 1884 einzog, um das begonnene Werk fortzusetzen. Es war in dieser Wohnung, wo die ersten Gelübde abgelegt wurden und die Bezeichnung Frommes Institut der Sakramentinerinnen von Casoria entstand. Zweck des Instituts war die Ewige Anbetung und die Betreuung armer Mädchen.

Magliones Haus, das aus zehn Zimmern bestand, wurde für die Gemeinschaft bald zu klein, die 1885 17 Personen zählte. Brando litt unter den Unannehmlichkeiten ihrer geistigen Schwestern, die diese ihrerseits, getragen von Brandos Beispiel, gerne annahmen. In dieser Zeit wurde von Maria Christina die Herausgabe einer Zusammenfassung der Regeln verlangt, die für das Institut, welches von ihr bis dahin „Institut der Ewigen Anbetung Jesu im Altarsakrament“ genannt wurde, faktisch schon bestimmend waren.

Das Institut wuchs weiter durch den Zulauf neuer Mitglieder. 1886 zählte die Gemeinschaft 24 Personen, 1888 bereits 31. Die Zunahme der Mitglieder der Kommunität machte es notwendig, nach einem größeren Haus Ausschau zu halten. Während Brando in Casoria auf der Suche nach einem solchen Haus war, trieb sie eine Gründung in Amorosi voran. Am 13. April 1886 machten sich die Schwestern dorthin auf, mussten jedoch aufgrund unerwarteter Widerstände schon bald nach Casoria zurückkehren. Am 1. November 1886 eröffnete Brando ein Hospiz in Neapel und 1887 legte sie die zeitlichen Gelübde ab. Am 16. Juli 1900 wurde die neue Kirche eingeweiht und am 7. Juli 1903 approbierte der Heilige Stuhl das Institut unter der Bezeichnung Institut der Sühneschwestern von Jesus im Altarsakrament (Abb.). Am 2. November des Jahres legte Brando zusammen mit 20 Gefährtinnen, die wie sie die sechs Jahre der zeitlichen Gelübde erreicht hatten, die ewigen Gelübde ab, um mit ganzer Hingabe das zweifache Charisma des Instituts umzusetzen: die Liebe zu Gott und zum Nächsten, was die Selige „als zwei Äste, die vom gleichen Stamm ausgehen“ definierte. Der erste Ast stellt die ewige Anbetung Jesu im Altarsakrament dar, die Sühne und die Wiedergutmachung für die Jesus zugefügten Schmähungen. Der zweite Ast repräsentiert die Liebe zum Nächsten durch das Kinderasyl, die humanistische Schule, die Arbeitsschule für Mädchen, die Katechismusschule auch für Knaben und Schülerinnen anderer Schulen.

In diesem Charisma lebte Mutter Brando ihre Weihe mit Großmut, Ausdauer und spiritueller Freude; das Amt der Generaloberin übte sie mit Umsicht und Liebenswürdigkeit aus. Ihre Nahrung holte sie sich aus dem Hören des Wortes Gottes, aus der fruchtbaren Teilnahme an den Sakramenten, der ständigen Betrachtung der ewigen Wahrheiten und eifrigem Gebet. Im Besonderen pflegte sie die Verehrung der Menschwerdung, der Passion, des Todes Christi und der Eucharistie. Um mit Geist und Körper näher beim Tabernakel zu sein, ließ sie neben der Kirche, die sie in Casoria hatte bauen lassen, eine Zelle errichten, die in Anlehnung an die Krippe „Grottchen“ genannt wurde. An diesem Ort verbrachte sie fortan jede Nacht ihres Lebens auf einem Stuhl sitzend, um Jesus in der Eucharistie im Wachen und im Schlafen Gesellschaft zu leisten.

In diesem Geist der Wiedergutmachung ermunterte sie ihre Schwestern: „Überzeugt euch meine Töchter, dass der Weg der Heiligkeit viele und große Opfer kostet. Jede von euch soll Gott zum letzten Ziel all ihrer Handlungen haben, nur Gott und nichts anderes als Gott. Jede wiederhole für sich selbst immer und immer wieder: Warum? Warum bin ich hierhergekommen, wenn nicht um mich zu heiligen? Daher darf mich nichts aufhalten, nichts erschüttern, weder das Kreuz noch die Demütigungen oder Leiden jedweder Art. Sie sollen mir vielmehr Ansporn und Mittel sein, um zur Heiligkeit zu gelangen. Erinnert euch daran, dass wahre Heiligkeit darin besteht, immer und bei jeder Gelegenheit den heiligen Willen Gottes zu tun.“

Auf die gleiche Weise beschreibt sie auch den Zweck des Instituts: „Meine Töchter, zu diesem unserem Institut darf keine, auch nicht von den Mitgliedern, zugelassen werden, wenn sie nicht den festen Entschluss hat, sich zu heiligen, nicht nur sich zu retten. Wenn die Frau den Willen hat, etwas zu tun, gelingt es ihr. Entschiedener Wille besiegt mit göttlicher Gnade alles. Daher meine Töchter, was ist der Zweck, dessentwegen wir uns hier versammelt haben? Um uns als Opfer Christus zu weihen. Das ist der Zweck unserer Institution.“

Um die Gesundheit von Mutter Brando, geschwächt durch Mitralklappeninsuffizienz, stand es jedoch zusehends schlechter. Am Sonntag, den 14. Januar 1906, bemerkten die Schwestern, dass es Mutter Brando, die ihnen gerade einen Vortrag hielt, nicht gut ging. Am 16. Januar diagnostizierte der Arzt eine doppelte Lungenentzündung infektiöser Art. Der Redemptorist Francesco Mariano spendete ihr am Donnerstag die Sterbesakramente. Mit dem Beispiel eines bewundernswerten Gleichklangs mit dem Willen Gottes starb sie am Samstag, den 20. Januar 1906.
Ihr Grab befindet sich in der Kirche der Sühneschwestern von Jesus im Altarsakrament, via S. Gioacchino d’Anna, 7, Casoria, Italien.

Das von ihr gegründete Institut dehnte sich auf andere zahlreiche Häuser in Italien und im Ausland aus.

Am 27. April 2003 wurde Maria Christina Brando von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 2001 – 2004. Innsbruck: Resch, 2015 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 6). XIV, 482 S., 110 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-099-5, Ln; EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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